100 Jahre Notariat
Die Kreisstadt Vohwinkel erlebte vor 100 Jahren einen für heutige Verhältnisse unvorstellbaren Aufschwung: die Bevölkerung verdreifachte sich innerhalb von 10 Jahren, zahlreiche öffentliche Gebäude wurden errichtet und es entstand die noch heute ortsprägende Wohnbebauung der Kaiser- und Gräfrather Straße. Im Zuge dieser Entwicklung bemühte sich Vohwinkel, ein eigenes Amtsgericht zu erhalten. Dieses Bemühen wurde dadurch verstärkt, dass Ronsdorf im Jahre 1894 ein eigenes Amtsgericht bekommen hatte. Gleichwohl waren die Bemühungen Vohwinkels erfolglos. Die sich bereits abzeichnende Vereinigung mit Elberfeld veranlaßte das Justizministerium im Juni 1907, Vohwinkel eine definitive Absage zu erteilen.
Nebeneffekt des Bemühens um ein eigenes Amtsgericht war jedoch, dass das Justizministerium Vohwinkel zumindest ein eigenes Notariat zugestand. Am 1. September 1909 nahm der erste Notar Vohwinkels, Justizrat Max Symons, in der Bahnstraße 7 seine Amtsgeschäfte auf.
Das Notariat Vohwinkel entwickelte sich zunächst sehr schleppend. Die Justizakten geben darüber Auskunft, wie schwer es Notar Symons und seinem Nachfolger Notar Kost gefallen war, ein ausreichendes Urkundsvolumen in Vohwinkel zu generieren.
Notar Kost bemühte sich zur Verbesserung seiner Situation im Jahre 1923 um eine Notarstelle in Barmen. Das Verbringen der Akten und der Büroeinrichtung von Vohwinkel nach Barmen erwies sich jedoch aufgrund der französischen Besetzung des Ruhrgebietes im Jahre 1924 als unmöglich, was dazu führte, dass Notar Kost seine Amtsstelle in Vohwinkel behielt.
Notar Wilhelm Faller, der ab dem Jahre 1925 Notar in Vohwinkel war, bekam im Jahre 1938 unerwartete Schwierigkeiten mit der Justizverwaltung, als die jüdische Herkunft seiner Ehefrau bekannt wurde. Während nämlich die Notare im Jahre 1933 den sogenannten "Ariernachweis" erbringen mußten, war schlechterdings vergessen worden, diesen Nachweis auch für deren Ehefrauen zu verlangen. Erst im Jahre 1938 wurde die Justizverwaltung auf dieses Versäumnis aufmerksam. Frau Faller blieb trotz ihrer jüdischen Herkunft unbehelligt; sie verstarb 1951. Ihre Kinder waren jedoch vielfachen Benachteiligungen ausgesetzt.
Nach dem zweiten Weltkrieg bekleidete Dr. Karl Groß die Notarstelle Vohwinkel. Er war nach 27-jähriger Tätigkeit als Notar im Sudetenland vertrieben worden und fand zunächst sein Auskommen als Hilfsarbeiter und Wärter einer Eislaufbahn in Thüringen. Die Akten geben darüber Auskunft, dass die russische Besatzung ihm besonders schwere körperliche Arbeiten zugewiesen hatte. Als Mitarbeiter eines Architekturbüros fand Dr. Groß den Weg nach Düsseldorf und bemühte sich von dort erfolgreich um den Erhalt einer rheinischen Notarstelle. In Vohwinkel bewies er großes Geschick darin, sich in kurzer Frist in das ihm vordem unbekannte deutsche Zivilrecht einzuarbeiten.
Ab 1957 war Dr. Karl Bruns Notar in Vohwinkel. Er blieb es bis 1994 - über 37 Jahre lang. Unter seinen Händen entwickelte sich das Notariat in Vohwinkel zu einem angesehenen Stadtnotariat. Zu dieser positiven Entwicklung trug einerseits der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit bei, andererseits die in den 70-er Jahren erfolgte Ausweisung und Bebauung zahlreicher großer neuer Siedlungsgebiete in Vohwinkel.
Das Notariat Wuppertal-Vohwinkel befindet sich derzeit in umfassend renovierten Büroräumen in der Bahnstraße 2 - schräg gegenüber jenem Haus, in dem 1909 der erste Notar Vohwinkels seine Tätigkeit begann.
Die über das Notariat geführten Akten und die dort gefertigten Urkunden sind ergiebige Fundquelle der Stadtteilsgeschichte. Die umfangreich bebilderte Festschrift, die zum Jubiläum erschienen ist, gibt diese Aspekte wieder.
Die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum ist im Notariat erhältlich.
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